Der M.W.A.N.Z.A. e.V. vermittelt und unterstützt Arbeitseinsätze in der Partnerstadt Mwanza.  Wir berichten über aktuelle und frühere Praktika.

Vier junge Menschen aus Würzburg helfen in Mwanza

Vier junge Menschen aus Würzburg helfen in Mwanza

Bei einem Treffen im September 2003 waren sie noch vereint auf einem Einführungsseminar auf der Frankenwarte zum Thema „Leben unter Einem Regenbogen – Wie leben Menschen mit Behinderung in anderen Kulturen“; inzwischen sind die drei Sonderschulpädagoginnen zum Teil seit längerer Zeit in Mwanza und haben dort ihre Arbeit begonnen.

Die Würzburg-Fahne weht schon länger vor dem „City Council“ der zweitgrößten Stadt Tansanias. Übergeben wurde sie von der Sonderschullehrerin Angela Müller (31) an den Oberbürgermeister Leonard Bihondo mit Grüßen von der Stadt Würzburg. – Dieser „Lord Mayor“, das Ehrenoberhaupt der Stadt, wird übrigens zu den Jubiläumsfeierlichkeiten Ende dieses Monats in Würzburg erwartet. – Bis Juni wird Angela Müller noch in der Stadt am Viktoriasee bleiben, um dort ihre Doktorarbeit zu schreiben. Darin nimmt sie eine Bestandsaufnahme der Situation der Menschen mit Behinderung vor, als Grundlage für gezielte Projekte. Von der dortigen Stadtverwaltung wird sie gut unterstützt. So schreibt sie in einer e-mail: „Im City Council habe ich in einem Büro einen eigenen Schreibtisch. Mr. Rashid oder Mrs. Manyama, den Schulräten, erzähle ich jeden Tag von meinen Plänen. Sie sind stets besorgt um mich und unterstützen mich durch Beratung und Gespräche.“ Freilich macht sie auch gegenteilige Erfahrungen. „Aber nicht immer ist alles toll. Wenn ich z.B. drei Stunden bei einem Termin warten muss, dann bin ich manchmal schon genervt – aber das ist tansanischer Alltag. Und ich bin hier um tansanischen Alltag zu erleben und nicht Klein-Deutschland in Afrika zu haben.“ Mit dieser Lebensweisheit ist sie offenbar recht erfolgreich.

Neben der wissenschaftlichen Arbeit ist sie aber auch praktisch tätig. Frau Müller: „Mittwochs und freitags unterrichte ich in den special units für geistigbehinderte Kinder in der Mirongo und Kirumba Grundschule. Das macht mir sehr viel Freude. Für mich ist es eine Herausforderung, mit vorhandenen Sachen Unterrichtsmaterialien zu erstellen. So habe ich leere Plastikflaschen in unterschiedlichen Größen gesammelt, sie mit den SchülerInnen mit Sand gefüllt und nun lernen wir damit Reihenfolgen zu bilden, nach Größe zu sortieren etc.“

Ziel ihres Aufenthaltes ist eine Bestandsaufnahme der Situation von Menschen mit Behinderungen, um die Lebensbedingungen für diese Menschen zu verbessern sowie deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen durch die Förderung von Bildung und Erziehung.

Ihr Aufenthalt war vorbereitet worden von Musa Al Munaizel, der sich an der Universität Würzburg am Lehrstuhl Sonderpädagogik I schon seit Jahren mit dieser Thematik beschäftigt, in Zusammenarbeit mit Michael Stolz, dem Vorsitzenden des M.W.A.N.Z.A. e.V.

Aus derselben Kooperation hat sich auch der Besuch der beiden Sonderpädagogik-Studentinnen Jana Sahre und Antje Öhmichen ergeben. Sie werden bei HOMERC, so etwas wie die „Lebenshilfe“ von Mwanza, und an der Behindertenklasse der Mirongo Primary School ein Praktikum absolvieren. Anschließend werden sie im Wintersemester in Daressalam studieren. Dirk Schiemenz begleitet die beiden und wird als angehender Elektroingenieur in Mwanza von Nutzen sein. Mit seiner Hilfe soll auch ein Solarlampenprojekt des M.W.A.N.Z.A. e.V. aus der Taufe gehoben werden. Photovoltaikelemente sammeln tagsüber die Energie der Äquatorsonne, um sie nachts für die Beleuchtung der Hütten bereitzustellen. Hierbei soll zunächst die Akzeptanz für diese noch ungewohnte Form der Energiegewinnung erkundet werden.

Im Juli wird Angela Müller die Ergebnisse ihrer Arbeit wiederum bei einer Tagung auf der Frankenwarte vorstellen.

Lehramtsstudentin besucht Schulprojekte in Mwanza

Lehramtsstudentin Nicole Endres besucht Schulprojekte in Mwanza

Acht Wochen verbrachte die 20jährige Nicole Endres in Würzburgs Partnerstadt Mwanza und berichtet uns von ihren Eindrücken: „Es ist Wahnsinn, unter welchen Bedingungen die Kinder in den Schulen unterrichtet werden. Der Lehrer steht im Vordergrund, spricht ein Wort vor und die Kinder wiederholen es bis zu 15mal lautstark.“ Diese Erlebnisse machte die Studentin für Grundschullehramt bei ihrem ersten Besuch in Tansania.

Verbindungen hierfür bekam sie vom Mwanza-Partnerschaftsverein, durch den sie weitere Kontakte herstellen konnte. So besuchte sie verschiedene Schulprojekte zusammen mit Br. Timothy Ibutu, und stellte sich sämtlichen Fragen der Schüler/innen: „Es war eine richtige Herausforderung für mich, die vielen Themen wie z.B. Aids oder Hilfen für Tansania zu erörtern oder Fragen zu beantworten, wie ´Vergleiche Deutschland mit Tansania`. Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit den Jugendlichen zusammenzusein und mit ihnen zu diskutieren.“
Nicole im Day Care Center von Mama Tesha.
Des Weiteren verbrachte Nicole 2 Wochen in einer kleinen privaten Grundschule, die von Mama Victoria Tesha geleitet wird. Diese nimmt in ihrer Schule sehr arme Kinder auf, die kaum Geld für Schulgebühren aufbringen können. Am Wochenende werden ca. 50 Aids-Waisen für umsonst unterrichtet von einem sehr motivierten jungen Lehrer. Dort konnte die 20jährige im Unterricht mithelfen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Die Kinder hatten sehr viel Freude an den Wasserbällen, Malbüchern und anderen Spielsachen, die ihnen von Würzburg mitgebracht wurden.

Wer die Anliegen des Vereins, und damit die Kontakte zwischen den Partnerstädten Würzburg und Mwanza unterstützen möchte, wird um eine Spende gebeten auf das Vereinskonto Mwanza, Konto-Nr. 43021799, bei der Sparkasse Mainfranken Würzburg (BLZ 790 500 00).
Bild: Nicole im Day Care Center von Mama Tesha zur Startseite

Stadtbücherei Würzburg erhält „Impressionen aus Mwanza“

Übergabe der „Impressionen aus Mwanza 2003/2004“ an die Leiterin der Stadtbücherei

Erfreut nahm die Leiterin der Stadtbücherei Hannelore Vogt am 11.12.2004 Gäste und Neuigkeiten aus Mwanza entgegen, Würzburgs Partnerstadt in Tansania. Angela Müller, die fast ein Jahr dort für ihre Promotion geforscht hatte, überreichte ihr die „Impressionen aus Mwanza“, eine Sammlung ihrer persönlichen Reiseeindrücke. Für den Lehrer Bernardo Mbwilo aus der Stadt am Viktoriasee hat sie ein Aufbaustudium in Deutschland vermitteln können. Den Anstoß für die Kontakte hatte der M.W.A.N.Z.A. e.V. gegeben, dessen Vorsitzender Michael Stolz als Zugabe noch eine Zusammenstellung der Kulturinitiativen Mwanzas überreichte, die die Praktikantin Cristiana Venera dort angefertigt hatte. Beide Gehefte warten in der Stadtbücherei auf Leser.

Behindertenolympiade in Mwanza

Behindertenolympiade in Mwanza am Viktoriasee

Im Dezember 2004 fanden in Würzburgs Partnerstadt in Tansania die nationalen „Special Olympics“  für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung statt. Zwei Praktikantinnen, Anja Köhler und Karin Mauch, die seit September in städtischen Sonderschulklassen mithelfen, haben sie selbst miterlebt. Von Karin Mauch erreichte uns der folgende Bericht:
Aus dem ganzen Land Tansania reisten fast 500 Kinder mit ihren Lehrern und Betreuern an. Mangels finanzieller Mittel waren nicht alle Regionen vertreten.
Als „olympisches Dorf“ diente ein Studentendorf, wo die Kinder wohnten und auch verpflegt wurden, meist mit dem üblichen Reisbrei oder Ugali, einer Art Maisbrei, mit Bohnen. Alle genossen den Aufenthalt im olympischen Dorf sehr, neue Freundschaften wurden geschlossen; so etwas wie Urlaubsstimmung herrschte.
Das Team aus Mwanza bestand aus 29 Wettkämpfern, die sich im Vorfeld der Spiele intensiv und mit viel Eifer vorbereitet hatten. Kurz vor der Eröffnung der Olympiade gab es für alle neue Sportkleidung und Turnschuhe, sonst hätten die meisten Teilnehmer nichts Passendes besessen. Das Training hatte immer in den Schuluniformen und barfuß stattgefunden.
Die Wettkämpfe wurden im städtischen Kirumba-Stadion ausgetragen. Auch einige Zuschauer waren gekommen, um die sportlichen Wettkämpfe mitzuverfolgen. Angesteckt durch die Fröhlichkeit der Kinder und in Schwung gebracht durch afrikanische Lieder und Rhythmen kam richtige Partystimmung auf, so dass die Veranstaltung manchmal eher einer

Open-Air-Disco glich. Ab dem zweiten Tag ging ein regelrechter Medailllensegen auif Mwanza nieder: Neunmal Gold, 13-mal Silber und zehnmal Bronze erkämpften sich die Sportler. Die Mühe hatte sich also gelohnt.
Erstaunlich für Europäer war die Mischung aus Organisation und Improvisation. Das Ganze wurde zum Erfolg trotz mancher Unzulänglichkeiten. Die elektrischen Installationen im Dorf waren teils sehr schadhaft, so dass es verwunderlich war, dass sich keines der Kinder verletzt hat. Die Stromversorgung war auch problematisch. „So wurde ein Abendessen zwangsweise zum Candle-Light-Dinner, bei 500 Menschen ein echtes Erlebnis“, erinnert sich Karin Mauch.
Nach sechs Tagen im Olympischen Dorf mit drei Tagen harter Wettkämpfe bei unglaublicher Hitze –unweit des Äquators- und viel Trubel waren alle froh,wieder zurück zu ihren Familien zu kommen. Im nächsten Jahr finden die National Special Olympics im Süden Tansanias, in Mbeya, statt. Mwanza wird wieder dabei sein – „Mungu akipenda“,   so Gott will, wie man in Tansania sagt.

Erfahrungen in Tansania (2007) – Uschi Ferstl

Erfahrungen in Tansania (2007)

Uschi Ferstl berichtet von ihrem dreimonatigen Praktikum in Mwanza

Meine Zeit in Mwanza 8.12. 2006 bis 14.2.2007

ich bin Studentin der Sozialen Arbeit und habe nach meinem Praktikumssemester drei Monate in Mwanza (Tansania) verbracht. Dort wohnte ich bei Doktor Maskini und seiner Frau, zwei netten Tansaniern. In diesen drei Monaten lernte ich verschiedene soziale Einrichtungen und Organisationen kennen und habe bei manchen auch zeitweise mitgearbeitet.

Mwanza beeindruckt mit seiner tollen Landschaft, die durch die außergewöhnlichen Steinformationen geprägt ist. Es war gerade Regenzeit, d.h. dass es wirklich täglich für mindestens eine halbe Stunde regnete, was das Zeug hält. Allerdings merkt man eine Stunde nach dem Regenguss nichts mehr davon, weil die Sonne sofort wieder scheint und alles trocknet. Das Tolle an der Regenzeit ist, dass die Landschaft in einer grünen Pracht erscheint und man das Gefühl hat, alles blüht und lebt. Leider haben die Afrikaner noch nicht so das Bewusstsein entwickelt, wie toll und einzigartig die Natur ist, und achten deshalb wenig auf sie, was dazu führt, dass man leider des öfteren alle möglichen Arten von Hausmüll herumliegen sieht.

Tansania ist ein sehr schönes und beeindruckendes Land. Die Kultur ist sehr unterschiedlich zu unserer deutschen Kultur. Als „Weißer“ fällt man immer und überall sofort auf, und es wird einem „Msungu“ hinterher gerufen, was übersetzt „Weißer“ heißt. Das ist nicht, wie viele Deutschen empfinden, etwa böse, abwertend oder gar rassistisch gemeint, sondern eher eine Feststellung und Neugierde, da es einfach kaum hellhäutige Menschen in Mwanza gibt. Ich muss zugeben, es war für mich am Anfang schon leicht befremdend. Vor allem wenn man in kleine Dörfer kommt und einen die Kinder mit offenem Mund anstarren oder kleine Kinder Angst bekommen und anfangen zu weinen.

Die Tansanier sind sehr gastfreundlich. So habe ich zum Beispiel in einer Familie gewohnt, die ich vorweg nur über E-Mail-Kontakt kannte. Da mir Doktor Maskini geholfen hat, interessante Projekte zu finden, hat er mich sofort zu seiner Familie eingeladen und wollte auch nichts davon hören, dass ich in ein Hotelzimmer oder ähnliches ziehe. So kommt es auch häufig vor, dass man der ganzen Verwandtschaft und Bekanntschaft als neue „weiße Tochter“ stolz vorgezeigt wird. In Tansania ist man sehr höflich und erkundigt sich bei der Begrüßung immer eingehend über das Befinden des Anderen und seinen Angehörigen, als Zeichen der Wertschätzung. Was dazu führen kann, dass die Begrüßung wesentlich länger ist als das eigentliche Gespräch.

Durch die Zeit in Tansania wurde mir bewusst, wie sehr eine Kultur mit der Sprache in Verbindung steht. Ich hatte zum Beispiel am Anfang Probleme, wenn ich etwas organisieren wollte und mir dafür jemand Zusagen gemacht hat, es jedoch dann doch nicht tat, dass ich es persönlich nahm und enttäuscht war – was die Leute nicht wirklich verstanden haben. Meine Sprachlehrerin hat mir dann erklärt, als wir die Zeiten durchnahmen, dass es in Kiswahili nur eine Zukunftsform gibt, die wortwörtlich heißt, „ich werde … machen, wenn nichts dazwischen kommt“. Das hat den Grund, dass nun mal erfahrungsgemäß oft „was dazwischen kommt“, wie Krankheit, Tod, Familienverpflichtungen oder wetterbedingte Probleme. Dies sollte jedem erwachsenen Menschen nach der Einstellung der Bevölkerung doch klar sein, und deshalb wurde meine Enttäuschung auch nicht wirklich verstanden.

Ich fand es sehr interessant, in verschiedene Einrichtungen Einblick zu bekommen und zu sehen, wie dort gearbeitet wird. Es ist teilweise ein sehr anderes Arbeiten und Strukturieren als in Deutschland. Ich habe gelernt, dass ich manche Sachen gelassener sehen muss, und musste feststellen, wie sehr die äußeren Umstände, das Wetter oder chronische Erkrankungen, wie z. B. Malaria – die bei vielen Tanzanianern chronisch ist, die tägliche Arbeit beeinflussen.

Etwas Wichtiges, was man in Tansania und ich denke in ganz Afrika zu beachten hat, ist die Hygiene, so sollte man das normale Leitungswasser noch nicht einmal zum Zähneputzen verwenden, da es zu Typhus und anderen Durchfallerkrankungen kommen kann. Aber wenn man so typische Sachen beachtet, ist das Risiko relativ gering sich mit diesen Erkrankungen anzustecken.

Für mich persönlich waren die drei Monate in Tansania sehr ereignisreich und haben mein Leben sehr bereichert, es gab natürlich auch Höhen und Tiefen, aber davon sollte man sich nicht einschüchtern lassen.

St. Mary’s International School in Mwanza

St. Mary’s International School in Mwanza

Anna Vogel, aus Nürnberg, 24 Jahre, hat sich entschlossen, zwischen ihrem 1. Staatsexamen und dem Referendariat als Grundschullehrerin ein halbes Jahr im Ausland zu verbringen. Sie entschied sich für Tanzania, wo sie durch Vermittlung einer Organisation einen Praktikumsplatz an der St. Mary’s International School in Mwanza erhielt. Dort unterrichtet sie ab Ende Januar 2007. Sie lebt in einer Familie mit.

 

Bericht aus Mwanza von Grundschul-Lehrerin Anna Vogel

ein bisschen mehr als drei wochen bin ich jetzt in mwanza – eigentlich keine lange zeit … trotzdem kommt es mir vor wie monate.

ich lebe mein afrikanisches leben, fahre morgens zusammen mit 40 kids im alter zwischen zweieinhalb und zwoelf im schulbus in die schule – und schmelz immer noch jeden morgen dahin, wenn die zweijaehrige jacqueline zu meinem sitz kommt, mich mit riesigen dunklen augen anschaut und dann auf meinen schoss klettert, um von dort aus das morgendliche treiben in nyakato zu beobachten. Meinen tag verbringe ich in der schule, wenn ich heimkomme, warten schon die kinder der nachbarschaft auf mich, um stuermisch ihre mzungu-freundin zu begruessen. daheim gibts chai (tee) und ich schau, wer so daheim ist, um mich ein bisschen zu unterhalten und von der schule zu erzaehlen. Abends spiele ich mit meinen kleinen geschwistern und den vielen vielen kids der nachbarschaft, klettere mit meinen kleinen freunden auf die felsen zum affen beobachten, wir malen uns mit sowas wie henna die fussnaegel an, ich lern mit irgendjemandem kiswahili und sitz mit mama nyangi, ihrer tochter und der halben nachbarschaft bei uns im hof. Zum abendessen gibts reis mit kochbananen, fisch, bohnen und spinat in verschiedenen varianten und ab und zu frisch gepressten mango- oder ananassaft . . . hmm :). wenn ancilas mama da ist, unterhalten wir uns ueber das leben hier in afrika, ueber beziehungen zwischen maennern und frauen, ueber einstellungen, probleme, traeume und gelebte und unterdrueckte gefuehle der menschen hier, ueber die art und weise der tanzanier, das leben trotz vieler schwierigkeiten und schicksalsschlaege als geschenk zu sehen, ueber die verbundenheit der afrikaner mit ihren familien, ihren optimismus und die froehlichkeit und herzlichkeit, die mich so beeindruckt, ueber die bedeutung von bildung in einem land wie tanzania c mir geben diese gespraeche so unglaublich wertvolle einblicke in das denken und leben einer afrikanerin . . . ich werde nyangi sehr vermissen, naechste woche faengt ihr studium in musoma wieder an, das ist drei stunden entfernt von mwanza und sie wird dann dort wohnen. Die kids bleiben in der zeit hier bei der oma (mama nyangi) – so ist das hier, die gesamte familie hilft mit, die kinder grosszuziehen. Meine kleine neunjaehrige schwester Ancila und ich begleiten ihre mutter naechstes wochenende nach musoma, um ihre uni anzuschauen und uns noch ein schoenes gemeinsames wochenende dort zu machen.

an den wochenenden wollen alle lehrer der schule etwas mit mir machen, das heisst, ich bin immer unterwegs mit irgendjemandem, meistens nehme ich ancila mit und wir gehn an den strand, in die stadt, in die schule zum unterhalten – da freuen sich immer alle sehr, wenn wir kommen und fragen, ob ancila meine tochter ist :), fahren mit einem boot auf eine der inseln im victoriasee, gehen auf den fischmarkt oder die anderen zahlreichen maerkte hier, fahren dalladalla, werden bei irgendjemandem eingeladen, da die familie unbedingt mal mit einem mzungu reden will 🙂 . . .

 ich liebe meine arbeit in der schule, mir macht sogar das fruehe aufstehen relativ wenig aus, weil ich weiss, dass mich in der schule ungefaehr 600 kleine strahlende menschen empfangen werden, die sich ganz ehrlich und von ganzem herzen riesig freuen, mich zu sehn. Ich fuehle mich so wohl dort, es is ein sehr angenehmes arbeiten, die lehrer sind super, wir haben so viel spass miteinander und ich kann mich und meine ideen ganz viel einbringen, weil alle sehr offen und dankbar fuer anregungen und vorschlaege sind.

Die schule is sehr gut organisiert, der headmaster mister saka leistet hervorragende arbeit und hat es geschafft, innerhalb von fuenf wochen (die schule ist erst seit mitte januar offen) eine atmosphaere zu schaffen, in der die kinder mit liebe und respekt behandelt werden, sie aber auch bereit sind, hart zu arbeiten und sich der chancen bewusst sind, die der besuch dieser schule ihnen bietet – die schulgebuehren sind sehr hoch und st marys hat in Tanzania einen sehr guten ruf. Ungefaehr die haelfte der kinder kommt aus anderen staedten in Tanzania – sie leben auf dem campus der schule in den boarding buildings (Internat). Die andere haelfte sind day scholars, d.h. sie werden frueh mit dem schulbus abgeholt und nachmittags um drei wieder heimgebracht. Alle kinder bekommen um 10 uhr chai und um 13 uhr lunch in der dining hall. Schule beginnt um acht und endet um drei. Wir lehrer haben ziemlich engen kontakt zu unseren schuelern – die freien zeiten, die wir zusammen mit ihnen verbringen (pausen und essenszeiten) ermoeglichen uns, viele kinder nochmal von einer ganz anderen seite kennenzulernen als im unterricht. Ich hab auch das gefuehl, dass die kinder die atmosphaere an der schule sehr geniessen und st. marys fuer sie ein bisschen sowas wie ein zweites zuhause ist.

St marys ist eine English medium school, d.h. die sprache, in der alle faecher unterrichtet werden, ist English und nicht kiswahili. Fuer viele schueler ist das ein sehr grosses problem. Vor allem diejenigen, die von public schools kommen, in denen in kiswahili unterrichtet wird, haben teilweise extreme sprachliche schwierigkeiten und verfuegen nicht mal ueber grundlegende kenntnisse in English. Das ist eine grosse herausforderung fuer uns lehrer und es gibt viel zu tun in den naechsten wochen und monaten.

Unsere schule vereint drei institutionen: kindergarten, primary school und secondary school. es gibt drei klassen fuer die ganz kleinen – babyclass, middleclass und pre-unit. Vom alter her sind die klassen vergleichbar mit dem kindergarten bei uns (die juengsten sind zweieinhalb jahre alt), die kids werden aber schon viel mehr als bei uns ans lernen herangefuehrt. Sie beginnen schon in der babyclass mit schwunguebungen und kleinen rechenspielen, viel wird ueber lieder, reime, vor- und nachsprechen gelernt. Wenn die kleinen in die erste klasse kommen, koennen sie hier bereits schreiben und lessen und sollten sich grundlegend in English verstaendigen koennen. Ich verbringe immer wieder tage in der baby- und middleclass und helfe mit. Die arbeit mit den kleinen macht sehr viel spass, ist aber auch unglaublich nervenaufreibend. In der babyclass sind 40 kleine kids, die noch nicht mal ihre schuhe alleine an- und ausziehen koennen. Wir sind meist zwei oder drei lehrer und es dauert meistens eine geschlagene halbe stunde, um alle in einen stuhlkreis zu setzen. Viele sind meiner meinung nach noch zu jung, um so einen anstrengenden schultag durchzuhalten, anderen dagegen tut die herausforderung sehr gut.

Mein hauptarbeitsbereich ist die primary school. Das sind sechs klassen hier und in unserer schule gibts im moment pro jahrgang zwei zuege, d.h. form 1 blue, form 1 red, form 2 blue, form 2 red … ich bin immer wieder in unterschiedlichen klassen und hospitiere oder halte selber unterricht, mein schwerpunkt liegt aber zur zeit auf der arbeit mit den sechsten klassen. Hier gebe ich vor allem English. Schwierigkeiten haben viele schueler auch hier noch mit der verstaendigung in English, sie verstehen texte nicht richtig, koennen fragen nicht beantworten, haben keine ahnung von der richtigen verwendung von zeiten, ihre rechtschreibung ist katastrophal, zeichen werden absolut willkuerlich gesetzt. Letzte woche haben die schueler examinations geschrieben, English composition und grammar und ich habe jetzt einen ziemlich guten ueberblick, welche schueler welche defizite haben und kann in den naechsten wochen hoffentlich gut und effektiv arbeiten. In den ersten wochen habe ich immer wieder beobachtet, dass es schuelern an grundlegenden dingen mangelt, z.b. machen 60 prozent der schueler keine punkte hinter ihre saetze, beginnen saetze mit kleinbuchstaben, setzen gar keine zeichen, trennen willkuerlich, . . . ich hab viel mit dem headmaster geredet, um herauszufinden, warum solche selbstverstaendlichkeiten in der sechsten klasse nicht in den koepfen der schueler sind. Mittlerweile weiss ich, dass ein riesiges problem in Tanzania die ausbildung der lehrer ist. Ich habe viele korrigierte hefte durchgesehen und entdeckt, dass die lehrer selbst nicht wissen oder einfach keinen wert darauf legen, dass am ende eines satzes ein full stop steht. fast alle lehrer sprechen dagegen sehr gut englisch (abgesehen von dem akzent, der es leider oft sehr schwer macht, das englisch der hier menschen zu verstehen), sie haben einen wesentlich groesseren wortschatz als ich und koennen sich sehr gut ausdruecken, aber es wird in der ausbildung scheinbar kein wert auf basics gelegt. Der headmaster verbringt viel zeit damit, sich die hefte klassen anzuschauen, um zu checken, ob die lehrer einigermassen richtig korrigieren. Er macht das nicht, um sie zu kontrollieren, sondern um sie irgendmoeglich zu unterstuetzen, indem er ein bisschen was von seiner erfahrung und seinem wissen weitergibt. Eigentlich sollte das nicht aufgabe des direktors sein, sondern die lehrer sollten selbstverstaendlich selbst in der lage sein, fehler zu identifizieren und zu berichtigen. Nun sind die meisten lehrer in st marys kenianer, die eine wesentlich bessere ausbildung erhalten als die studenten an den tanzanischen schulen. Ich mag gar nicht daran denken, wie die situation an den public schools hier ist.

Was mich immer wieder beeindruckt, ist, wie die lehrer mit ihren schuelern umgehen. Sie sind so lieb zu den kindern, vor allem die ganz kleinen werden behandelt wie die eigenen kinder, sie werden hochgenommen und gestreichelt, aber auch um die grossen kuemmern sich die lehrer auf so liebevolle art und weise, dass ich immer wieder begeistert bin.

Disziplin dagegen ist viel weniger ein problem als bei uns. Lehrer werden respektiert und muessen sich nicht erst ihren status bei den schuelern erarbeiten wie es bei uns der fall ist. Natuerlich ist es trotzdem oft noetig streng zu sein, aber sobald ich vor der klasse stehe, werde ich als vollwertiger lehrer und respektperson akzeptiert.

Ansonsten ist alles relativ locker, es kommt immer wieder vor, dass die schueler einfach in der klasse sitzen und der Lehrer nicht kommt. Wenn ich dann zufaellig vorbeikomme, halt ich die stunde – improvisieren lernt man hier auf jeden fall . . . sie haben hier schulbuecher, nach denen ich mich richten kann. Oft machen wir auch eine deutschlandstunde, ich habe immer bilder dabei und lass die schueler dann compositions ueber das schreiben, was wir zusammen angeschaut und ich ihnen erzaehlt habe. Oft laeuft der unterricht hier leider frontal ab, allerdings halten erstaunlich viele Lehrer einen guten unterricht und versuchen, die schueler so gut es geht einzubinden, zu differenzieren oder mal die sozialform zu wechseln. Angesichts der wenigen materialien, die es hier gibt, ist das gar nicht so einfach. Oft faengt die stunde schon damit an, dass ein drittel aller schueler gar keinen stift hatc das andere drittel hat zwar einen stift, aber der ist stumpf und muss erst muehsam mit einer art rasierklinge gespitzt werden . . . probleme, die uns in unseren deutschen klassen fremd sind. Alle waren total von den socken, als ich bilder von deutschen grundschulklassen gezeigt hab, die fast in materialien erstickenc und immer wieder muss ich dran denken, dass unsere schule eine der renommiertesten in ganz tansania ist.

In den stunden, die ich nicht unterrichte, korrigiere ich hefte, helfe in der babyclass, trinke tee, unterhalt emich mit lehrern und schuelern, ueberlege mir, was ich am naechsten tag durchnehmen werde und geniess es, an so einer tollen schule gelandet zu sein.
Ganz liebe gruesse aus dem sonnigen und heissen Tanzania!

Eure african anna