Reisen früher und heute

Reisen in unsere Partnerstadt Mwanza früher und heute

von Steffie Beck

Bereits 1963 signalisierte die Stadt Würzburg Interesse an einer Städtepartnerschaft in einem Land der südlichen Hemisphäre. Nach eingehenden Beratungen kam Würzburg mit Mwanza, im damaligen Tanganjika, in Kontakt. Am 28. Juni 1966 stimmte der Stadt­rat der Partnerschaft zu. Heute wird diese in Würzburg zusammen mit Leonard Bihondo, dem Lord Mayor von Mwanza, gefeiert.

Für Mr. Bihondo war die Reise vom subäquatorialen Mwanza bis nach Würzburg keine zeitaufwendige Sache. Knappe 9 Stunden dauert der Flug. Vor einigen Jahren sah dies völlig anders aus.

Bei einem Telefonat mit Sr. Sara, einer Franziskanerin aus Baldegg / Schweiz, berichtet diese, dass sie in den 60er Jahren gute 4 Wochen mit dem Schiff bis zu ihrer Station in Dar es Salaam unterwegs war:

Mit der `Jerusalem´ ging es in Italien los und wir waren wochenlang auf dem Meer, durchquerten den Suez-Kanal, bis wir in den Hafen von Dar es Salaam einfuhren. Dreimal bin ich diese Strecke gefahren.“

Sr. Anna von den Weißen Schwestern erreichte Mwanza vor 40 Jahren und sie erin­nert sich:
Ich kam in einer kleinen schönen Stadt namens Mwanza an. Es gab nur sehr wenig Autos und Busse und einmal die Woche landete ein Flugzeug.“

 

 

 

Weitere Erfahrungsberichte, die ein Mitglied des Mwanza-Vereins zur Verfügung stellte:

 

Am 23. Juli 1913 reiste ich bei schönem Regenwetter mit der Bahn nach Marseille. Dort bestieg ich den Reichspostdampfer `Prinzregent´ der Deutschen Ost-Afrika-Linie in Richtung Ätna und durch den Suez-Kanal.

14. August , 5 Uhr morgens: „Mombasa in Sicht!“. Der Kapitän ließ uns mitteilen, dass hier die Pest ausgebrochen war. Von hier aus ging es weiter mit der Uganda­bahn nach Nairobi und Port Florence (heute: Kisumu/ Kenia). Mit dem kleinen See­dampfer ´Nyanza´ über Kampala und Entebbe (Uganda) nach Bukoba (Tansania). Ich erreiche am 28. August 1913 vormittags Mwanza.“

Die letzte Etappe der Reise ging über den Viktoriasee, dem größten See Afrikas. Mwanza besitzt aufgrund des Binnenhafens große Bedeutung.

Die Überfahrt von Mwanza nach Port Bell (Uganda) war bis vor zehn Jahren, als die M.V. Bukoba unterging und mindestens 700 Menschen starben, kein Problem.

Heute verkehrt die M.V. Victoria regelmäßig zwischen Mwanza und Bukoba.

Im See liegen zahlreiche Inseln wie Ukerewe, die zum Verwaltungsbezirk Mwanza gehört. Mit einem Boot erreicht man heute den Hafen von Nansio (Ukerewe) von Mwanza aus in etwa zwei Stunden.

 

Aufzeichnungen aus der Kolonialzeit:

Unser Boot schaukelt sich drunten in der Bucht von Nansio auf den leichtbewegten Wellen des Sees; die zwanzig flinken Ruderer sind bereit. Unter dem munteren Ge­sang schlagen die Ruder im Takt in die murmelnde Flut. Zahlreiche Flusspferde zei­gen ihren riesigen und unförmigen Kopf über der Wasserfläche und tauchen unter. Hie und da müssen wir vor einem Flusspferd, das uns verfolgt, die Flucht ergreifen. Mehrere Krokodile schwimmen wie steife Einbäume halb im Wasser. Wir brauchen bei besten Willen 12 Stunden, um nach Mwanza anzukommen.“

1916 nahmen die Engländer Mwanza ein, nachdem die Deutschen 28 Jahre lang Kolonialherren in „Deutsch-Ostafrika“ waren.

Diese hatten 1905 in Dar es Salaam mit dem Bau einer 1-Meter breiten Eisenbahn­spur begonnen. Die Gleise erreichten 1928 Mwanza, was deren wirtschaftliche Stel­lung entschieden verbesserte.Noch heute wird das Reisen mit der Bahn von Individualreisenden gerne genutzt.

Diese Zentrale Linie führt von Dar es Salaam nach Mwanza und kann bis zu 47 Stun­den dauern! Landschaftlich ist es sehr beeindruckend. Entlang der Bahnlinie erkennt man die kolonialen Bahnhofsgebäude in preußisch-wilhelminischen Stile.

 

Sr. Corrie, von den Missionsschwestern unserer lieben Frau von Afrika, die ihre erste Reise 1960 nach Mwanza machte und seither dort lebt, schrieb in ihrer letzten eMail:

1960 gab es niemanden, der einen Fernseher hatte, nur wenige besaßen ein Radio. Aktuell können die Menschen in Mwanza sogar auf zwei Kanälen die Fußball-Welt­meisterschaft in Deutschland verfolgen.“