Hauswirtschafterinnen und Hotelfachfrauen aus Würzburg und Mwanza tauschen sich aus
Juli 2010 und Mai 2011: Klara-Oppenheimer- und VETA-Schülerinnen schlüpften für je drei Wochen in die unterschiedlichen Lebens- und Lernsituationen von Deutschland und Tansania.
Die deutschen und tansanischen Schülerinnen freundeten sich schnell an. In der Küche eines Ausbildungsrestaurants am Stadtrand von Mwanza wurde einvernehmlich gekocht. Damit auch das afrikanische Essen selber zünftig vor sich geht, gab es eine Kurzdemonstration: Zwei Schülerinnen setzten sich auf einen Teppich und aßen die Mahlzeit mit der –natürlich vorher gewaschenen- rechten Hand. Das Essen mit den Fingern war für die Deutschen eine neue Erfahrung: „Eigentlich schmeckt man es so besser“, meinte Katharina. Natürlich wurde auch deutsch für die Tansanier gekocht, einschließlich Tischdekoration und Bedienung am Tisch. Ergreifend und lustig zugleich, wie hier die deutsche Nationalhymne aus der Küche zu hören war – alles vorher selber auf dem Gemüsemarkt, im Supermarkt und in der renommiertesten Metzgerei der Stadt eingekauft.
Die Fachlehrerinnen Joyce Kinabo und Flaviana Minde haben sich ganz große Mühe beim Programm gegegeben. Durch die Kontakte des M.W.A.N.Z.A. e.V. wurden viele soziale Einrichtungen ins Programm aufgenommen, auch die Bugando-Großklinik mit ihren Großküchen.
Doris Mehling, die couragierte und reiseerfahrene Hauswirtschaft-Fachleiterin: „Wir haben schon intensive Einblicke in die tansanische Lebensart und Kultur erhalten. Überrascht hat mich aber der ganz andere Umgang mit der Zeit: Sie ist nicht so wichtig; alles bewegt sich in langsameren Bahnen – und geht doch.“
Homaira Mansury, Dozentin der Akademie Frankenwarte: „Eine solche Begegnung mit hautnahem Erleben ist einfach einmalig und eine Riesenchance. Hier prallen trotz Gemeinsamkeiten unterschiedlichste Mentalitäten und Kulturen aufeinander. Die Herzlichkeit hier ist überwältigend, lachende und freundliche Menschen. Aber es gibt natürlich auch Dinge, die uns sehr stark erschüttern.“
Barbara: „Überrascht hat mich, wie weitläufig diese Millionenstadt ist. In der Stadt war es schon eigenartig, als Weiße unter lauter Schwarzen zu sein. Nur in der Pizzeria Kuleana sammeln sich die Europäer. Es war eine sehr schöne Zeit!“
Nach zwei Wochen in Würzburg gab es herzliche Dankesworte von Joyce Kinabo die den fachlichen und menschlichen Gewinn der Reise nicht genug loben konnte. Als dann die jungen Frauen aus Mwanza zu singen und zu tanzen anfingen, griff die lebendige Stimmung auf alle Besucher des Abschlussabends über.
Viele Eindrück konnten die Gäste aus Afrika mit nach Hause nehmen: Vom Ballett „Dracula“ im Theater, Besuche in der Missionsärztlichen Klinik, dem Blindeninstitut, Residenz samt Hofkeller, dem Hofgarten in Veitshöchheim oder Shalom Europa. Auch den Tansania-Länderabend in der Akademie Frankenwarte haben die Afrikanerinnen kulinarisch und musikalisch-tänzerisch mitgestaltet.
Anna, eine 21-jährige VETA-Schülerin, fasst ihre Erfahrungen zusammen. „Die Klara-Oppenheimer-Schule gefiel mir sehr; so viele Maschinen werden in der Hauswirtschaft eingesetzt, zum Kochen, Backen, zur Reinigung, zum Waschen. Da ist doch vieles leichter als bei uns. Auch auf der Straße in Würzburg wurden wir überall freundlich begrüßt. Ach, ihr seid die aus der Zeitung, hörten wir öfter.“
Das kann auch Joyce Kinabo bestätigen: „Die Vorteile des Lebens und der Arbeitsbedingungen hier sind schon sehr offensichtlich. Fachlich haben wir von den Großküchen, den Gaststättenbetrieben und dem Schulalltag sehr viel profitiert. Hygiene wird bei uns natürlich auch unterrichtet – aber wie penibel das hier umgesetzt wird, hat uns überrascht. Wir werden sicher in unserem Unterricht und in der Berufsausübung daraus lernen können. Na, und dann das Zeitmanagement!“ Sie schmunzelt. „Am Schluss haben wir aber auch mal auf unsere deutschen Gastgeber warten müssen.“
Michael Stolz bilanziert: „Das war wirklich eine Begegnung der besonderen Art: auf Berufsschulebene, gegenseitig und auf Augenhöhe – und das zwischen Afrika und Europa. Das gibt es nicht so oft“.