Schüleraustausch: Techniker-Schüler an der Franz-Oberthür-Schule und VETA-Schüler für Plumbing and Pipefitting,

11. bis 29. Oktober 2012 in Mwanza

Donnerstagmorgen am 25. Oktober

Es war so viel los. Ich komme erst jetzt  zum Schreiben:

8.30 h Der Fernseher läuft in unserem Freiluft-Restaurant neben der VETA-Berufsschule in Mwanza. Gerade kehren unsere Techniker-Schüler zurück von einem Morgeneinsatz an der solaren Warmwasseranlage, die sie gemeinsam mit dem 2. Jahrgang der Plumbing and Pipe Filling Students errichten. Morgen soll sie schon fertig sein.

Jetzt aber bereiten wir uns vor für den Empfang, den wir im Rathaus haben sollen. Unser altbekannter Freund Joseph Mlinzi, vom Public Relations Officer inzwischen befördert zum ???, hat es organisiert. Seit Anfang dieser Woche ist er da und hilft, die offizielle Seite des Besuchs in der Partnerstadt Mwanza mitzugestalten. Ihm ist es zu verdanken, dass wir morgen die Serengeti Brauerei besuchen dürfen, übrigens das Bier, das die 20 – 35 Jahre alten Berufsschüler abends bevorzugen. (Wegen des hohen islamischen Feiertags und weil Freitag war, fiel das leider später aus.)

Ein Blick zurück:

Seit dem 12. Oktober sind wir bereits hier im mild-warmen bis gelegentlich heißen Klima am Viktoriasee, der immer mehr als 1000 Meter hoch liegt und über den Nil mit dem Mittelmeer verbunden ist: 12 Techniker-Schüler, dazu ihr Lehrer Ralf Geisler, der  mit Einfühlung, Geduld und klarer Planung das Projekt vorangetrieben hat. Homaira Mansury von der Akademie Frankenwarte unterstützt die Organisation vor Ort, erledigt viele Einkäufe von Materialien und hat ein Gespür für die Stimmung in der Reisegruppe. Die Vormittage waren gefüllt mit den Arbeiten für das Solarprojekt, das modellhaft zeigen soll, wie die in Hotels beliebten elektrischen Durchlauferhitzer durch Sonnenergie ersetzt werden können. Denn das Stromnetz hier kann die Bedürfnisse längst nicht alle befriedigen, gelegentlich gibt es längere Stromsperren. Doch damit werden die jungen Leute aus Würzburg blendend fertig, genauso wie mit dem noch häufigeren Ausbleiben des fließenden Wassers. Da dienen große Wasserkübel als Ersatz. Die Duschtechnik unter solchen erschwerten Bedingungen ist längst erprobt.

2012-10-26
Gerade schauen die Hauswirtschaftschüler und –schülerinnen den Interviewfilm, den ihre Mitschülerinnen letztes Jahr in Würzburg gedreht  haben, angestrengt zuhörend, da das Prasseln eines Gewitterregens manche Aussage verdeckt. Der Dokumentarfilmer Thilo Pohle aus Rothenburg hatte sie in dieses internationale Projekt einbezogen, bei dem Jugendliche aus allen Kontinenten etwa 40 Fragen zu ihrem Lebensumfeld gestellt bekamen: „Ich bin stolz auf meine Herkunft und mein Land“ ist es betitelt. Anschließend werden sie um eine Stellungnahme zum Film gebeten. Und die ehemaligen Würzburg-Besucherinnen werden nachmittags für sich am Laptop das Interview ansehen – mit intensiveren Reaktionen als ihre aktuellen Mitschüler.

Gestern beim Empfang durch den kürzlich neu gewählten Oberbürgermeister von Mwanza, Stanislaus Shing’oma Mabula, ging es sehr locker zu. Von allen Seiten wurde die Intensität und Dauer der Städtepartnerschaft gelobt. Durch den städtischen Fischerei-Beauftragten wurde bei dieser Gelegenheit der Vertrag über das Solarprojekt für die Fischer in Luchelele mit den Unterschriften aller vier Vertragsparteien an Michael Stolz, den Vorsitzenden des M.W.A.N.Z.A. e.V. , überreicht.

Nach dem Gruppenbild vor dem Rathaus erklang zuerst das Frankenlied, dann die deutsche Nationalhymne, begleitet von dem Posaunisten der Gruppe. Mit „Mungu ibariki Afrika“ revanchierten sich die Tansanier.

Eine Rundfahrt zu Stätten mit deutschen Bezügen schloss sich an: der „German tree“, an dem früher Todesurteile vollstreckt wurden, und der vom früheren Oberbürgermeister Bihondo aus Würzburg mitgebrachte schnell wachsende Baum, der den Park vor dem CCM-Kreisverkehr bereichert. Ein kurzer Besuch bei City FM, dem städtischen Radiosender, schloss sich an. Joseph Mlinzi hatte die Idee zu dieser Einrichtung und hatte sich auch tatkräftig für die Realisierung eingesetzt. Kurze Grußworte der Gäste wurden sofort „on air“ gesendet.

Gleich an den Lunch in der Berufsschule VETA (Vocational Education and Training Authority) schloss sich die letzte große Arbeitsphase auf der Baustelle der solaren Warmwasseranlage an: Letzte Hand wurde an den Kollektor, die Fundamentierung der Unterkonstruktion und die Verkabelung gelegt. Da unter Zeitdruck gearbeitet wurde, waren zeitweilig nur die deutschen Schüler im Einsatz. Ringsherum standen die Schüler und Schülerinnen von VETA und ließen sich beeindrucken: Vom ersten Stock ihres Internatsgebäudes her, auf den Treppen und auf dem Boden standen und saßen sie, ungewohnt solcher Hektik.

Der Abend stand zur freien Verfügung: Pizza, Disko, Gespräche mit den Praktikanten, die längere Zeit in Mwanza leben.  —

Der Interviewfilm ist vorbei. Ein Wolkenbruch entlädt sich. Da wurde leider nur ein Teil der Aussage verstanden. Und jetzt hilft Solile mit, dass auch die Reaktionen auf den Film festgehalten werden. Diese Reaktion ist für den Filmmacher sehr wichtig.  Solile war eine der drei Befragten, die mit in Deutschland war. Zur Einführung hatte sie von ihren Erfahrungen berichtet. Da spitzten alle die Ohren.

Eigentlich war dieser Vormittag zur Erprobung des Systems gedacht. Hoffentlich hat der Regen bald ein Ende! Und Strom könnte auch wieder fließen.

— Erst kurz nach 12.00 h wurde es heller, ein Gang zur Baustelle war möglich. Doch Strom gab es immer noch nicht, so dass eine Überprüfung des Systems noch ausstand. Schließlich spritzte das Wasser hoch aus dem Kollektor; beim Kaltlöten waren doch nicht alle Löcher geschlossen worden, vor allem deshalb, weil die fehlenden Muffen durch viel zu große Rohrstücke ersetzt werden mussten.
Doch die Arbeit muss bis zum Nachmittag oder morgen früh warten. Um 13.00 h war erst einmal die Übergabe geplant. Das zog sich hin. Gegen 13.30 h schließlich waren auch alle vom Management versammelt. Reden wurden gehalten und Photos geschossen. Auf den Balkons und am Boden saßen viele Boarding-Schüler, die sich das Event nicht entgehen lassen wollten. Christel Kappeler, unsere stille, aber höchst aktive und hilfreiche Freundin, kam auch, da sie wohl im Falle von Reparaturen wird einspringen müssen.

Ein reichhaltiges und schmackhaftes spätes Essen rundete erst einmal den langen Vormittag ab.
Um 18.30 h soll nun der Abschiedsabend beginnen, diesmal in kleinerer, nur von VETA organisierter Form.

28.10.2012

Um 13.00 in Dar es Salaam
Wir haben über 5 Stunden Aufenthalt.  Wie war es also vorgestern?

Der Abschiedsabend war ergreifend. Unsere harten Männer bekamen feuchte Augen, als sie die freundlich-herzlichen Dankesworte hörten und mit afrikanischen Hemden beschenkt wurden, die beiden Ladies mit schönen Batik-Kleidern. Die Wertschätzung des gemeinsamen Arbeitens für das Projekt, den auf Gegenseitigkeit angelegten Austausch, die Bereicherung der Erfahrung und des Arbeitsstils, das alles wurde beredt und überzeugend vorgetragen: Am Vorsitzenden-Tisch saßen Principal Titus Isaka, Registrar Dorothy Kihampa, der Acting Regional Direktor von VETA Lake Zone sowie Homaira Mansury und Michael Stolz. Im Rundbau des Konferenzzentrums war alles –wie auch bei Hochzeiten üblich- dekoriert worden, mit Tüchern in den Landesfarben, farbig blinkenden Leuchtschnüren und einem großen Rosengesteck. Nach einer Stunde Programm gab es ein feines Abendessen-Buffet, Getränke verschiedener Art wurden geboten. Insgesamt kamen alle zu Wort, die mitgewirkt hatten, auch ein Schüler, Heiko, der Älteste, machte überzeugend deutlich, wie viel ihm diese zwei Wochen gebracht haben.

Von den sozialen Einrichtungen, die vom M.W.A.N.Z.A. e.V. gefördert werden, waren Vertreter erschienen, die das abwechslungsreiche Programm genossen. Da gab es Tanzeinlagen der Mwanza-Schüler, eine Bayern-Präsentation mit zünftigem Lederhosen-Mann Buggy, Schnupftabak, Schunkeln, natürlich dann auch mit Frankenlied und Nationalhymne, beides durch die Posaune begleitet. Ein fein abgestimmtes Duett war zu hören von Ralf und Homaira: Malaika. Mancher der Anwesenden summte mit.
Gegen 11 Uhr nach vielen persönlichen Verabschiedungen war alles dann vorbei.

Der vorletzte Tag fing wie üblich um 8 Uhr an. Der Vormittag war für persönliche Unternehmungen in der Stadtmitte gedacht. Die letzten Rechnungen und Quittungen wurden besorgt und verrechnet. VETA ist bereit, im Umfang der Aufenthaltskosten zum Gegenbesuch beizutragen. So ist schon ein Grundstock für den Gegenbesuch im April 2013 gelegt.

Um 12.30 h sollte der Bus uns vom Golden Crest abholen. Magere 40 Minuten später geschah es auch: Die Reporter von Star TV mussten erst noch abgeholt werden, sie hatten leider selber kein Auto parat.

In Luchelele am Seeufer, im Strandhotel Sunset Beach ???, war dann noch weitere Geduld nötig, der neue City Mayor wollte uns auch noch die Ehre erweisen. Bis dahin wurden noch die Fischteiche gezeigt mit viel Federvieh drumherum. City Fisheries Officer Kamata bekundete sein Interesse, von deutschen Fischteichen lernen zu wollen. Auch am Viktoriasee wolle man Aquafarming betreiben, um trotz sinkender Fischbestände ein Auskommen für die Fischer zu sichern.

Mit dem Bürgermeister wurde dann das Solarprojekt für die Fischer vorgestellt, wo durch Schwimmbojen mit Batterie und Strahler die kleinen Dagaa-Fische nachts ins Netz gelockt werden sollen. Nach den Honoratioren äußerte sich noch der Vorsitzende der Fischerzunft Kalaleko erfreut darüber, dass modernste Technologie ausgerechnet bei ihnen im  entlegenen Fischerdorf eingesetzt werde. Zum Vergleich wurde das traditionelle Modell der Stahlblechboje gegenübergestellt wurde.

Endlich ging es in die Rundhalle zum Mittagessen – das aber immer noch auf sich warten ließ. Weitere Dankeswort auch über die lang anhaltende Städtepartnerschaft und den rührigen M.W.A.N.Z.A. e.V. mussten gehört worden. Erst bei den Geschenken wich das ungeduldige Warten einem freundlichen Gesichtsausdruck: Jeder bekam noch ein Leinwandbild geschenkt. Vom M.W.A.N.Z.A. e.V. wurden kleine Dynamo-Taschenlampen an die Fischer ausgegeben, die sich bisher beteiligt haben. Am Ehrentisch zeigte Michael Stolz Bilder von deutschen Fischteichen, die er ja vielleicht einmal persönlich zeigen könne.

Erst nach 5 Uhr brachen die Feiernden wieder auf in die Stadt zurück und nach VETA.

Heute Morgen am letzten Tag schließlich gingen die Wecker  kurz nach 5 – kein Strom da. Erst der Generator löste nach halb sechs die Taschenlampen ab. 6 Koffer mussten noch verteilt werden mit Produkten von Tunaweza, derBbehindertenwerkstatt, die sich immerhin auf diese Weise zu 25% selbst finanziert. Fünf nach 6 kam der Bus, die Fahrt durch eine autofreie Stadt am Sonntagmorgen ging flott. Ab 20 vor 7 warteten wir noch ein bisschen auf dem Flughafen in der kleinen Vorhalle. Pünktlich um 8.30 ging es los. Nach einer reichlichen Stunde landeten wir hier in Dar. Seitdem sitzen wir in der warmen, aber windigen überdachten Freihalle. Ralf und Michael besuchten den 500 m entfernten Vorstadt-Markt und aßen dort appetitliche und zarte Spießchen, andere lasen oder arbeiteten am Computer. Ralf als Lehrer ist von dem Ergebnis der Reise vollauf begeistert, insgesamt sei doch alles gut gegangen.

Jetzt steht nur noch das Gepäckeinchecken bevor, keiner hat etwas wiegen können, aber wird schon gut gehen. 30 kg sind als Maximum erlaubt. Auch diesmal wird ein Koffer mit Karten von Tunaweza geöffnet, offenbar sieht er beim Durchleuchgten doch zu verdächtig aus.
Erleichterung und Dank bestimmen die Gefühlslage der Schüler und das Bewusstsein, wirklich einmalige Erfahrungen gewonnen zu haben.
15.45 h: Inzwischen sind wir im internationalen Bereich des Flughafens von Dar es Salaam gelandet, die Koffer, teilweise doch zu schwer, wurden kulant mit leichteren Gepäckstücken verrechnet. So ist alles von uns Organisierbare geschehen – wir harren der Flüge, die da kommen werden: 16.45 h ab Dar. 23.20 an Dubai. 3.20 ab Dubai und früh am Montag, den 29.10 um 7.20 an Frankfurt. — Alles klappte bestens!

Was alles nicht berichtet wurde: Kontakte und Besuche von Michael Stolz bei Kooperationspartnern in Mwanza: Msafiri Wanna beim katholischen AIDS-Beratungsbüro Shaloom Care House, Besuch von Star TV und Radio Free Africa sowie Kiss FM, später dann beim städtischen City FM, Besuch bei der Pumpstation und  Wasseraufbereitungsanlage der Wasserwerke Mwanza, Besuch des New Land des Kinderheims Fonelisco hinter Igombe, überraschender Besuch in der Kinderabteilung der Regional Library, wo die aus Würzburg gesponserten Tische und Stühle für Kinder bestens und zahlreich zum Lesen genutzt werden, Besuch der Familie von Bernardo und Angela, Übergabe von Belegen für erhaltene Hilfe in der Körperbehindertenschule Huruma, von der Leiterin des Montessori-Zentrums Sr. Denise, von der Leiterin des AIDS-Büros Uzima Joanne Miya und noch manches Andere mehr; Führung durch die technischen Anlagen des Großkrankenhauses Bugando Medical Centre und vieles andere mehr.


Am 22. November wird in der Volkshochschule, Münzstr.1 um 19.30 h ausführlich über die Reise berichtet. Eintritt frei.

Michael Stolz