Photovoltaik für Mwanza

Im Rahmen des Programmes „50 Klimapartnerschaften“ des BMZ wurde Würzburg als Pilotkommune ausgewählt um Umweltprojekte gemeinsam mit unserer Partnerstadt Mwanza in Tansania durchzuführen. Hierzu wurden Ende 2013 knapp 400.000€ an Fördermittel bewilligt. 

 

Vier Photovoltaik-Anlagen für Mwanza zur Demonstration nachhaltiger Energieversorgung

Die Städtepartnerschaft zwischen Mwanza, der zweitgrößten Stadt in Tansania, und Würzburg besteht nun schon seit fast 50 Jahren. Viele gemeinsame Projekte zur Schulbildung, im kulturellen Austausch, bei vielen persönlichen Begegnungen und bei technischen Vorhaben wurden bereits durchgeführt (http://www.mwanza.de/externer Link). So bestehen sehr gute Kontakte in den Verwaltungen und ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen den Partnerstädten. Seit 2011 besteht nun auch eine vom BMZ geförderte, offizielle Klimapartnerschaft. Ziel ist es hier gemeinsam gegen die unabwendbaren Folgen des fortschreitenden Klimawandels anzukämpfen und eine ökologische, ökonomische und sozial verträgliche Entwicklung zu forcieren. Es gilt lokale Anpassungsstrategien an den Klimawandel zu entwickeln und umzusetzen und die dezentrale Erzeugung erneuerbarer Energien in größerem Maßstab vorzubereiten.

Wegen ihrer langjährigen erfolgreichen Partnerschaft mit der Stadt Mwanza und ihrer Eigenschaft als im Klimaschutz aktive Kommune wurde die Stadt Würzburg als eine der zehn Pilotkommunen  des Projektes Klimapartnerschaften auserwählt.

In je zwei Arbeitstreffen in Mwanza und Würzburg (2011-2013) wurden etwa 20 Problembereiche ermittelt und Lösungsbeispiele erarbeitet und aufgezeigt. Diese wurden mit ihren Stärken und Schwächen im Rahmen einer SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren) bewertet und gewichtet.  Einige Verbesserungen konnten mit Hilfe des M.W.A.N.Z.A. e.V. (z.B. 1000 Schulbänke), durch Zusammenarbeit der Berufsschulen Franz-Oberthür und VETA (Austausch von SchülerInnen, gemeinsamer Bau eine Solarthermieanlage in Mwanza), mit kommunaler Zusammenarbeit  (Einsatz überholter Müllfahrzeuge, Ersatzteile und Werkzeuge aus Würzburg in Mwanza) und privaten Sponsoren (Solar-Fischerlampen für Luchelele) erreicht werden.  Ende 2011 wurde seitens der Stadt Würzburg der erste Förderantrag zur Einführung einer Kreislaufwirtschaft im Hinblick auf Milderung der Auswirkungen des Klimawandels, Verlust der biologischen Vielfalt und Entwaldung beim BMZ gestellt. Diese Förderung wurde leider nicht ermöglicht. Der 2013 gestellte Förderantrag zur Errichtung von vier Photovoltaik- Demonstrationsanlagen war schließlich erfolgreich. Die Genehmigungsgründe werden nun in der Bedarfsanalyse und den harten und weichen Projektzielen beschrieben.  

 

Die elektrische Unterversorgung der Stadt Mwanza wie auch des gesamten Landes Tansania führt zu  regelmäßigen Stromausfällen in weiten Teilen der Stadt und des Landes. Dies hat massive Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, aber auch auf die Versorgung der Bevölkerung. 54% der in Tansania benötigten Energie werden vom halbstaatlichen Versorger TANESCO erzeugt, 46% werden importiert. Die Eigenenergieproduktion wird zu 57% durch Wasserkraft und 43% durch fossile Energieträger mit entsprechendem CO2-Ausstoß gedeckt. Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels werden aber die Speicherseen immer seltener gefüllt. Photovoltaik spielt noch keine Rolle. Mit der hohen solaren Einstrahlung bei vergleichsweise günstigem Temperaturprofil verfügt das Land aber über eine große klima- und umweltfreundliche Ressource zur Stromerzeugung, die angesichts des aktuellen Preisverfalls der Photovoltaik (PV) auch wirtschaftlich rentabel betrieben werden kann. Haupthindernis sind hier fehlendes Wissen und Erfahrungen im Bereich der Einsatzmöglichkeiten von PV. Mit dem erarbeiteten Projekt soll das nötige Bewusstsein in der Bevölkerung und insbesondere auch in der Politik und bei Großinvestoren geschaffen werden. Als konkrete Anschauungs- und Demonstrationsobjekte werden mit Hilfe der Fördergelder dazu vier kommunale PV-Anlagen errichtet werden.

Während eines Vor-Ort-Besuchs im Rahmen der kommunalen Klimapartnerschaft im Mai 2013 wurden geeignete Dachflächen ermittelt und ausführliche Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung, der Schulen, Medien und des halbstaatlichen Energieversorgers TANESCO geführt.

 

Harte Ziele sind:

  • Errichtung, Inbetriebnahme und Testlauf einer 7 kWp-Anlage auf der lokalen Radiostation (City Radio Mwanza)
  • Errichtung, Inbetriebnahme und Testlauf einer 40 kWp-Anlage auf einem Krankenhausgebäude (Nyamagana Hospital)
  • Errichtung, Inbetriebnahme und Testlauf einer 15 kWp-Anlage auf einer weiterführenden Schule (Mkolani Secondary School)
  • Errichtung, Inbetriebnahme und Testlauf einer 50 kWp-Anlage auf dem Rathaus von Mwanza

Die Besonderheit dieser Anlagen ist, dass sie die erzeugte Energie in das öffentliche Netz einspeisen, was bisher in Tansania nicht üblich ist. Bislang wird Photovoltaik nur im Rahmen von Inselanlagen zur lokalen Stromerzeugung für Kleinverbraucher genutzt. Gerade die Region um Mwanza ist sehr geeignet zur nachhaltigen Energieerzeugung mit Hilfe von Photovoltaik, da der Wirkungsgrad der Anlagen durch das gemäßigte Klima hoch ist. Zudem steht durch den Victoriasee genügend Wasser zur regelmäßigen Reinigung der Anlagen zur Verfügung. Durch Staubauftrag auf den Modulen würde es sonst zu einem erheblichen Leistungsabfall kommen. Ein langfristiges, weiterführendes Ziel ist es, das neugebaute Diesel-Kraftwerk (40 MWp) durch die Errichtung einer entsprechend großen PV-Anlage auf dem benachbarten ehemaligen Schlachthofgelände der Stadt Mwanza zu ergänzen. Aufgrund der schnellen Regelmöglichkeiten arbeiten solche Hybridanlagen effizient.      

 

Weiche Ziele sind:

  • Ausbildung der Menschen in Mwanza (öffentlicher, industrieller und privater Sektor) in Bezug auf interkulturelle, administrative und fachliche Qualifikationen  durch die Zusammenarbeit der Berufsschulen Franz-Oberthür und VETA
  • Bewusstseinsbildung und Partizipation im soziokulturellen Sektor in Würzburg und Mwanza
  • Ausrichtung auf lokale Organisationen (wie TAREA)
  • Einbeziehung von M.W.A.N.Z.A. e. V. als Hauptkontaktinstitutionen zu örtlichen nichtstaatlichen Organisationen in Mwanza
  • Projektmanagement vor Ort in Mwanza
  • Kontaktpflege zu TANESCO und Überwachung des Betriebs der Anlagen
  • Durchführung von Informationsveranstaltung  durch das Environmental-Education-Center Mwanza zu umweltfreundlichen, nachhaltigen Lebensweisen
  • Pflege einer informativen Website  mit einer Online-Anzeige der aktuellen Stromerzeugung und von Witterungsdaten. 

 

Mitte 2014 erfolgte die Vertragsunterzeichnung zur Projektdurchführung zwischen Mwanza und Würzburg. Ende 2014 erteilte Mwanza die ersten Beschaffungsaufträge.