M.W.A.N.Z.A. e.V. organisierte Besuch in der Partnerstadt Mwanza und in Tansania

Würzburger zeigen sich auf der Würzburg Road in Mwanza, die vom Stadtzentrum zur Bugando-Klinik führt. Quelle: Erwin Pfeuffer
Würzburger zeigen sich auf der Würzburg Road in Mwanza, die vom Stadtzentrum zur Bugando-Klinik führt. Quelle: Erwin Pfeuffer

Würzburger zeigen sich auf der Würzburg Road in Mwanza, die vom Stadtzentrum zur Bugando-Klinik führt. Quelle: Erwin Pfeuffer
Würzburger zeigen sich auf der Würzburg Road in Mwanza, die vom Stadtzentrum zur Bugando-Klinik führt. Quelle: Erwin Pfeuffer
„Zefui is zefui“, gab der katholische Erzbischof von Mwanza auf gut Bayrisch als Antwort auf die Frage: „Wenn Sie erst kürzlich beim Papst waren, denken Sie denn nicht auch daran, selber einmal Papst zu werden?“ Zu der spontanen Einladung in ein Erholungs- und Agrarzentrum der Kirche bei Igombe, 15 km außerhalb von Würzburgs Partnerstadt, war es gekommen, als die 19-köpfige Würzburger Reisegruppe in ihrer Unterkunft rätselte, ob das wohl ein Bischof sei, der da vor ihnen die Treppe hinaufstieg. In klarem Deutsch ließ sich der Kapuzinerpater Thaddaeus Ruwa’ichi da vernehmen: „Ja, ich bin der Bischof von Mwanza.“

 

Die unwirkliche Atmosphäre am Ufer des Viktoriasees unter den ersten Bäumen wurde durch den Sonnenuntergang noch verstärkt. Die Würzburger ließen sich das Buffet schmecken und erfuhren so manches aus der Kirchenpolitik Tansanias. Als in der tansanischen Bischofskonferenz zuständiger Bischof für Gesundheitsfragen war er in diesem Jahr bereits Gast der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg gewesen.

In Mwanza standen Projekte, die aus Würzburg vom M.W.A.N.Z.A. e.V.  unterstützt werden, im Mittelpunkt des Interesses der Reisegruppe: So beeindruckte das Straßenkinderprojekt Malimbe Family die Gruppe, unter ihnen auch viele Lehrer, durch die übersichtliche, familienähnliche Struktur und die geglückte Verbindung von Tradition und Moderne. Unweit des Sitzkreises um das abendliche Lagerfeuer mit einem Geschichtenerzähler steht das über den Verein finanzierte „Education and Day Care Centre“, das Nachhilfe, Lernangebote und eine Bibliothek mit Arbeitsplätzen bietet. Nach den faszinierenden Akrobatikvorführungen schmeckte das Essen im Versammlungspavillon, während draußen ein sturzbachähnlicher Regen niederging.

Freundlicher Empfang abseits gebahnter Wege: Man sieht den Menschen an, wie sehr sie sich über ein gemeinsames Photo mit Besuchern aus der Partnerstadt wünschen. In der Mitte der stolze Besitzer des nicht offiziell registrierten Hauses.. Quelle: Björn Söldner
Freundlicher Empfang abseits gebahnter Wege: Man sieht den Menschen an, wie sehr sie sich über ein gemeinsames Photo mit Besuchern aus der Partnerstadt wünschen. In der Mitte der stolze Besitzer des nicht offiziell registrierten Hauses. Quelle: Björn Söldner
Wie ländlich abseits der Straße gelegene Bereiche selbst innerhalb des Stadtgebietes sind, präsentierte sich bei einer Wanderung über felsige Stege: Freundlich wurden die „Weißen“ auf den Vorplatz eines Häuschens gebeten, um etwas aus der fremden Welt zu erfahren. Da war auch das Alter der Besucher von Interesse, es lag zwischen 14 und 70 Jahren. So gelangte man, an einem archaischen Steinbruch vorbei, wo die Steine mit dem Hammer auf Schottergröße verkleinert wurden, zum Lubango-Gemeindezentrum in Nyashana: Kindergarten, ein Hauswirtschaftsgrundkurs für junge Frauen, eine kleine Bibliothek mit Arbeitsplätzen für Sekundarschüler, eine Mehrzweckhalle, eine Kapelle und Jugendarbeit am Nachmittag machen hier das Leben aus. Die Liechtensteinerin Johanna Sele-Rutimwa arbeitet gerade ihre Nachfolgerin Sophie Ngalya ein, damit eine gute Weiterführung der Arbeit gesichert ist.

In der Behindertenwerkstatt Tunaweza (=Wir können was!) erläuterte der Leiter Obadia Kalumbete das Konzept: Die Jugendlichen sollen alltagstauglich gemacht werden, gar noch zum Familieneinkommen durch ihre Fähigkeiten beitragen. Trotz der baulichen Enge gibt es die Speziaisierungen Kochen, Batiken, Gartenpflege, Nähen und Papierschöpfen. M.W.A.N.Z.A. e.V. will beim Neubau eines austeichend großen Hauses behilflich sein.

 Natürlich durfte auch ein Besuch im Rathaus nicht fehlen. Stadträtin Benita Stolz überbrachte ein Grußwort des Würzburger Oberbürgermeisters Christian Schuchardt. Anschließend wurde das im Dezember zu eröffnende riesige Einkaufszentrum besichtigt, bevor in der Isamilo Lodge ein Mittagessen auf die Gäste der Stadt wartete. Die erfolgreiche Ankunft des Würzburger Müllfahrzeugs wurde dankbar erwähnt. Trotz der langwierigen Transportumstände – mehr als ein halbes Jahr zog sich das hin – war auch die Beiladung komplett ausgeliefert worden. So freute sich Sr Denise Mattle über die Kindergartenmöbel aus der Oberzeller Partner-Montessori-Schule, das Kinderheim Fonelisco erhielt Kinderkleidung und die Feuerwehr Schutzanzüge von den Würzburger Kollegen.

Der ganz anderen Welt eines afrikanischen Krankenhauses kam man nahe, für manche fast zu nah, bei einer Führung durch das Großkrankenhaus des Bugando Medical Centre.

Die weiteren Stationen der dreiwöchigen Reise weiteten den Blick für die Vielfalt von Tansania. Michael Stolz, Organisator der Reise und Vorsitzender des M.W.A.N.Z.A. e.V., hatte an den Beginn die deutsche Botschaft und die Friedrich-Ebert-Stiftung in Daressalam gestellt, um die deutsch-tansanischen Beziehungen in der Breite aufzuzeigen. Zwei Tage brauchte dann die Fahrt auf dem Landweg nach Mwanza, über 1000 km auf gut asphaltierten Straßen. Da viele Siedlungen als Straßendorf angelegt sind,  waren im Vorbeifahren die ganze Lebendigkeit und das Geschäftstreiben gut wahrzunehmen.

Nach dem Besuch der Partnerstadt folgte fast für alle der Besuch in der nahegelegenen Serengeti sowie dem Ngorongoro-Krater oder eine Besteigung des Mount Meru, der sich mit fast 4600 Metern Höhe neben dem Kilimandscharo erhebt. „Wir haben die big five, also die größten Wildtiere, alle gesehen“, schwärmten die Jugendlichen in der Gruppe, Stella, Chiara und Susanne.

Bagamoyo, die geschichtsträchtige Kleinstadt am Indischen Ozean, rief die Zeit des Sklavenhandels und der anschließenden deutschen Kolonisierung wach, bis hin zum Besuch eines deutschen Soldatenfriedhofs aus der Zeit um 1900. In Bagamoyo steht auch das älteste Post- und Telegrafenamt Ostafrikas, das über hundert Jahre alt ist. Beim Stadtrundgang wurde klar, wie deutlich und konsequent sich die Kirchen von Anfang an für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt hatten. Die Urwüchsigkeit von Musik und Tanz zog die Würzburger in ihren Bann beim Konzert der Zawose-Familie. Bei einer Welttournee von Peter Gabriel hatten sie 2007 teilgenommen.

Auf Sansibar, in der Stadt zunächst und dann am „Südseestrand“, war noch Zeit auszuspannen und die Eindrücke zu verarbeiten. Klaus Wenger, Lehrer am Grünewald-Gymnasium, freute sich über den sauberen Eindruck, den das Land im Vergleich zu Indien beim ihm hinterlassen habe. „Die Menschen haben hier ein bescheidenes Auskommen und leben in Würde. Doch die Infrastruktur muss noch verbessert werden, abseits der Hauptstraßen hört der Asphalt recht bald auf.“ Dr. Rotraud Ries, die Leiterin des Johanna-Stahl-Zentrums: „Mich hat die Vielfalt des Landes begeistert, von der Landschaft über das Klima bis hin zu den Menschen. Obwohl ich wusste, dass Tansania zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, traf die Armut mich doch unerwartet. In wie verschiedenen Welten leben wir doch!“ Das große Beharrungsvermögen in der Gesellschaft verlangsame den Fortschritt spürbar, obwohl es so viele aufgeschlossene Menschen gebe.

Erwin Pfeuffer, Schulamtsdirektor, sprach wohl für die allermeisten, wenn er seine Bilanz zieht: “Es war eine gute Entscheidung, an dieser Reise teilgenommen zu haben, zumal ich durch Vorarbeit, Verbindungen und vielseitige Erfahrungen des M.W.A.N.Z.A. e.V. einmalige Eindrücke von Tansania und Mwanza sammeln konnte, die es auf einer normalen Urlaubsreise nicht gegeben hätte.“

„Bei dieser Reise hat sich eine tolle lebendige Städtepartnerschaft gezeigt, mit vielen wirksamen Projekten in einem wunderschönen Land und dankbaren, interessanten Menschen“, resümierte Vereinsmitglied Dr. Gunther Schunk, Kommunikationschef bei Vogel Business Media: „Ich bin froh, meine beiden Töchter, die 14 und 19 sind, mitgenommen zu haben, um ihnen Afrika und seine Themen nahe zu bringen.“

Das Anliegen einer Bildung für alle möchte M.W.A.N.Z.A. e.V. vor allem durch sein Projekt der „Mädchenförderung“ MäFöG voranbringen, für das weiterhin Spenden gesucht werden. Siehe auf www.mwanza.de unter diesem Stichwort.

Am Mittwoch, den 22.Oktober wird in der Würzburger Volkshochschule, Münzstraße 1, um 19.30 h ein Bericht von der Reisegruppe zu sehen und zu hören sein.

 

Michael Stolz

 

Stolz empfängt Schulleiter Juma Kilaya die Besuchergruppe in seinem Amtszimmer in der Bugando Primary School, der eine Sonderschulklasse für hörgeschädigte Kinder angegliedert bist. Quelle: Rotraud Ries

Stolz empfängt Schulleiter Juma Kilaya die Besuchergruppe in seinem Amtszimmer in der Bugando Primary School, der eine Sonderschulklasse für hörgeschädigte Kinder angegliedert bist. Quelle: Rotraud Ries