TSC Fußballprojekt 2012

Newsletter 1: Mwanza, Juli 2011

Liebe Unterstützer der Phase 2 der TSC Sports Academy Mwanza,

PDF-Fassung und Fotos auf:
http://www.tsc-academy.org/

 

ich freue mich Ihnen/Euch von den ersten Wochen in Tansania zu berichten. Gerade bin ich mit meiner Mannschaft von einem der größten U20 Turniere Ostafrikas (Rollingstone Cup) nach Mwanza zurückgekehrt. Mwanza ist eine Region Ostafrikas, die sich glücklich schätzen darf, viel Wasser zu haben, was sie zum einen dem Klima und zum anderen der Lage am Viktoriasee zu verdanken hat. Viele andere Mannschaften konnten erst gar nicht anreisen oder sind in Länder zurückgekehrt, die derzeit die größte Trockenheits- und Hungerkrisen der letzten 30 Jahre durchstehen müssen. Deshalb sind meine Gedanken sehr stark bei den Menschen in diesen Ländern, im Norden Ostafrikas, von wo uns täglich Impressionen unsäglichen Leids erreichen. Generell haben Afrikaner eine viel stärkere Solidarität als wir Europäer. Doch gerade in diesen Zeiten hoffe ich sehr, dass Europa die Region mit Soforthilfen und vor allem anschließend mit nachhaltigen, strukturfördernden Projekten unterstützen wird.

Die ersten vier Wochen seit meiner Ankunft Mitte Juli 2011 waren sehr stark vom Rollingstone Cup in Arusha/Tansania geprägt. Nach einer freudigen Begrüßung durch die Kinder und Jugendlichen der Akademie, habe ich mich zwei Wochen intensiv um die Vorbereitung der U20 für das Turnier gekümmert. Da die Spieler Sommerferien hatten, konnten wir täglich zweimal trainieren. So konnten wir uns sowohl physisch als auch taktisch sehr gut auf das Turnier vorbereiten. Beim Turnier selbst in haben wir im Hostel eines Klosters gewohnt, wobei die Spieler in Doppelzimmern untergebracht waren und die freundlichen und durchaus fußballverrückten Schwestern uns mit reichhaltigen Mahlzeiten verwöhnten. Der große Gemeinschaftsraum wurde in der fußballfreien Zeit für Spiele (Kartenspielen, Uno, Mühle,…) oder Workshops genutzt. Beim Turnier selbst war mein Team einmal mehr eine der jüngsten Mannschaften, obwohl die meisten Spieler bereits das maximal erlaubte Alter erreicht haben (This is Africa – da es keine amtlichen Pässe gibt, betrügen die meisten und spielen mit 22 oder 23jährigen). Nachdem wir zum Auftakt gegen „Nachwuchs-Sportsoldaten“ des erstligaspielenden Armeeteams 2:2 gespielt haben, konnten wir im zweiten Spiel ein 2:0 gegen eine Mannschaft aus Arusha erreichen. Unser stärkstes Spiel zeigten wir gegen die bekannteste Akademie Burundis, welche wir mit 1:0 besiegen konnten. Im letzten Spiel unterlagen wir Azam Dar Es Salaam mit 0:1. So erreichten wir als Gruppenzweiter das Viertelfinale, in dem wir in einer engen Partie (das Ergebnis täuscht) dem späteren Turniersieger und amtierenden tansanischen U20-Cupsieger Ruvu Shooting mit 0:3 unterlagen. Über den gesamten Turnierverlauf hat sich meine Mannschaft durch ein geschlossenes mannschaftliches Auftreten und taktisch gutes Verhalten ausgezeichnet, was den Beobachtern nicht entging. Obwohl andere Mannschaften bessere Einzelspieler hatten, haben uns die Medien nach der Vorrunde zu einem der drei Turnierfavoriten erklärt. Im Anschluss an das Turnier haben uns dann zwei Spieler in Richtung tansanische Premierleague verlassen. Während Frank (eines der größten Talente des Landes) zum besten Team des Landes, Simba FC, geht, wird Mohammed Sportsoldat und schließt sich der Herrenmannschaft unseres Vorrundengegners an. Für beide Wechsel erhielten wir eine kleine Ablösesumme und sind auch an möglichen folgenden Wechseln beteiligt.

Zurück in Mwanza habe ich nun Zeit, mich um die Restrukturierung der Akademie zu kümmern. Viele Dinge müssen professionalisiert werden. Besonders die Qualität des Scoutings, der angestellten Trainer und der Unterstützung unserer Spieler muss deutlich verbessert werden. Deshalb stehen kommende Woche einige Gespräche mit dem Direktor der Akademie an, da diesem die Notwendigkeit eines solchen, relativ starken Wandel noch nicht ganz bewusst ist. In der letzten Woche habe ich mehrere Gespräche mit Sylvester Marsh, dem Co-Trainer der tansanischen Nationalmannschaft geführt, der aus Mwanza stammt und 2006 in Köln seinen A-Schein gemacht hat. Marsh hat trotz seines jungen Alters (Ende 30) bereits viele Erfolge als Trainer gefeiert. Neben seinen sportlichen Qualifikationen und Erfolgen, überzeugt mich vor allem Marshs Wertegerüst. Ich kenne ihn schon seit 2009 und habe bisher, um ehrlich zu sein, erst zwei Tansanier kennengelernt, denen ich ähnlich vertrauen würde. In Mwanza ist er sehr bekannt und mit ihm als Head-Coach würde sich auch unser Scoutingproblem lösen, da sich die meisten Spieler von alleine anbieten würden bzw. Marsh Talente durch seine Kontakte sehr leicht ausfindig machen könnte. Gegenüber aktuellen Angeboten aus der höchsten tansanischen Liga würde er auf 2/3 seiner Bezüge verzichten, da er so bei seiner Familie leben könnte und zudem die Schnauze voll hat von all den Bestechungen und dem Hokuspokus in den Seniorenligen. Trotzdem wäre sein Gehalt beachtlich. Allerdings wird sich sein Engagement aus meiner Sicht kurz-, mittel- und langfristig positiv auszahlen.

Was die Ausrüstung angeht, so geht es voran: Die U20 und U13 sind bereits mit neuen „gebrauchten“ Schuhen ausgestattet wurden, die U15, U17 und das Mädchenteam folgen kommende Woche. Mit Ausnahme der U20 haben wir bei allen Teams ein Kollektivprinzip etabliert. Das heißt, die Spieler erhalten keine eigenen Schuhe mehr, sondern nehmen sich vor jedem Training ein Paar aus unserem Depot und legen es anschließen zurück. Weiter habe ich 30 neue Bälle gekauft und in allen Mannschaften Verantwortliche bestimmt, welche das Fahrtgeld für alle Spieler verteilen.

Im kommenden Monat werden vier Freiwillige aus Deutschland und England das Fußballprojekt unterstützen. Neben einem verbesserten täglichen Training ist besonders die Durchführung eines Turniers für aktuelle und in Heimen lebende Straßenkinder Ende August geplant.

Im Namen aller Kinder und Verantwortlichen danke ich Ihnen / Euch allen für Ihre / Eure Unterstützung.

Herzliche Grüße,

Jürgen Seitz www.tsc-academy.org

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