Erfahrungen in Tansania (2007) – Uschi Ferstl

Uschi Ferstl in Mwanza

Erfahrungen in Tansania (2007)

Uschi Ferstl berichtet von ihrem dreimonatigen Praktikum in Mwanza

Meine Zeit in Mwanza 8.12. 2006 bis 14.2.2007

ich bin Studentin der Sozialen Arbeit und habe nach meinem Praktikumssemester drei Monate in Mwanza (Tansania) verbracht. Dort wohnte ich bei Doktor Maskini und seiner Frau, zwei netten Tansaniern. In diesen drei Monaten lernte ich verschiedene soziale Einrichtungen und Organisationen kennen und habe bei manchen auch zeitweise mitgearbeitet.

Mwanza beeindruckt mit seiner tollen Landschaft, die durch die außergewöhnlichen Steinformationen geprägt ist. Es war gerade Regenzeit, d.h. dass es wirklich täglich für mindestens eine halbe Stunde regnete, was das Zeug hält. Allerdings merkt man eine Stunde nach dem Regenguss nichts mehr davon, weil die Sonne sofort wieder scheint und alles trocknet. Das Tolle an der Regenzeit ist, dass die Landschaft in einer grünen Pracht erscheint und man das Gefühl hat, alles blüht und lebt. Leider haben die Afrikaner noch nicht so das Bewusstsein entwickelt, wie toll und einzigartig die Natur ist, und achten deshalb wenig auf sie, was dazu führt, dass man leider des öfteren alle möglichen Arten von Hausmüll herumliegen sieht.

Tansania ist ein sehr schönes und beeindruckendes Land. Die Kultur ist sehr unterschiedlich zu unserer deutschen Kultur. Als „Weißer“ fällt man immer und überall sofort auf, und es wird einem „Msungu“ hinterher gerufen, was übersetzt „Weißer“ heißt. Das ist nicht, wie viele Deutschen empfinden, etwa böse, abwertend oder gar rassistisch gemeint, sondern eher eine Feststellung und Neugierde, da es einfach kaum hellhäutige Menschen in Mwanza gibt. Ich muss zugeben, es war für mich am Anfang schon leicht befremdend. Vor allem wenn man in kleine Dörfer kommt und einen die Kinder mit offenem Mund anstarren oder kleine Kinder Angst bekommen und anfangen zu weinen.

Die Tansanier sind sehr gastfreundlich. So habe ich zum Beispiel in einer Familie gewohnt, die ich vorweg nur über E-Mail-Kontakt kannte. Da mir Doktor Maskini geholfen hat, interessante Projekte zu finden, hat er mich sofort zu seiner Familie eingeladen und wollte auch nichts davon hören, dass ich in ein Hotelzimmer oder ähnliches ziehe. So kommt es auch häufig vor, dass man der ganzen Verwandtschaft und Bekanntschaft als neue „weiße Tochter“ stolz vorgezeigt wird. In Tansania ist man sehr höflich und erkundigt sich bei der Begrüßung immer eingehend über das Befinden des Anderen und seinen Angehörigen, als Zeichen der Wertschätzung. Was dazu führen kann, dass die Begrüßung wesentlich länger ist als das eigentliche Gespräch.

Durch die Zeit in Tansania wurde mir bewusst, wie sehr eine Kultur mit der Sprache in Verbindung steht. Ich hatte zum Beispiel am Anfang Probleme, wenn ich etwas organisieren wollte und mir dafür jemand Zusagen gemacht hat, es jedoch dann doch nicht tat, dass ich es persönlich nahm und enttäuscht war – was die Leute nicht wirklich verstanden haben. Meine Sprachlehrerin hat mir dann erklärt, als wir die Zeiten durchnahmen, dass es in Kiswahili nur eine Zukunftsform gibt, die wortwörtlich heißt, „ich werde … machen, wenn nichts dazwischen kommt“. Das hat den Grund, dass nun mal erfahrungsgemäß oft „was dazwischen kommt“, wie Krankheit, Tod, Familienverpflichtungen oder wetterbedingte Probleme. Dies sollte jedem erwachsenen Menschen nach der Einstellung der Bevölkerung doch klar sein, und deshalb wurde meine Enttäuschung auch nicht wirklich verstanden.

Ich fand es sehr interessant, in verschiedene Einrichtungen Einblick zu bekommen und zu sehen, wie dort gearbeitet wird. Es ist teilweise ein sehr anderes Arbeiten und Strukturieren als in Deutschland. Ich habe gelernt, dass ich manche Sachen gelassener sehen muss, und musste feststellen, wie sehr die äußeren Umstände, das Wetter oder chronische Erkrankungen, wie z. B. Malaria – die bei vielen Tanzanianern chronisch ist, die tägliche Arbeit beeinflussen.

Etwas Wichtiges, was man in Tansania und ich denke in ganz Afrika zu beachten hat, ist die Hygiene, so sollte man das normale Leitungswasser noch nicht einmal zum Zähneputzen verwenden, da es zu Typhus und anderen Durchfallerkrankungen kommen kann. Aber wenn man so typische Sachen beachtet, ist das Risiko relativ gering sich mit diesen Erkrankungen anzustecken.

Für mich persönlich waren die drei Monate in Tansania sehr ereignisreich und haben mein Leben sehr bereichert, es gab natürlich auch Höhen und Tiefen, aber davon sollte man sich nicht einschüchtern lassen.