Der Gegenbesuch der VETA-Schülerinnen aus Mwanza im Mai 2011 – Ein Rückblick

Der Tag der Abreise war am 18. Mai nach zwei Wochen gekommen. Das Reisegepäck war angewachsen: Nicht nur das ein oder andere Geschenk war dazugekommen, sondern reichlich wurde auch „Kuriergepäck“ vom M.W.A.N.Z.A. e.V.  mitgegeben: Noten des Chores VOICES für den Partnerchor, den sie beim Konzert Ende 2009 drüben kennen gelernt hatten, Ausstattung für Straßenjungen-Fußballer vom Fußballverein Weilbach, Stoffe für die Näharbeiten in der Behinderten-Werkstatt Tunaweza und natürlich auch Briefe und kleine Geschenke für die Verantwortlichen der Stadt Mwanza und der Berufsschule VETA. Die elf Schülerinnen der Sparte „Hotel Catering“ samt ihren zwei Lehrerinnen Flaviana Minde und Joyce Kinabo waren ja schließlich auf die große Reise nach Europa in die ferne Partnerstadt Würzburg geschickt worden und sollten hier ein gutes Bild abgeben – was ihnen sicher auch gelungen ist. Deshalb erhielten sie auch Zertifikate über ihr mutiges Projekt.

Am Abfahrtstag standen zwei Lehrerinnen der Klara-Oppenheimer-Schule und eine Würzburger Tansanierin zum Abschied vor dem Kilianeum, wo die jungen Frauen (zwischen 20 und 22 Jahre alt) vorzüglich untergebracht waren. Im Bus in Richtung Flughafen war es dann sehr ruhig, draußen schönstes Wetter – aber die Erinnerungen an all die Tage in Würzburg waren doch zu stark:

Am letzten Abend gab es im großen Saal der Klara-Oppenheimer-Schule ein gelungenes  Abschiedsfest, zu dem auch die Sponsoren eingeladen waren. Die Menukarte wies nebeneinander aus: Frankenbuffet und Mwanzabuffet. „Wir haben das als AFRänkische Gemeinschaftsleistung gestaltet“, so humorvoll Doris Mehling, die couragierte Hauswirtschafts-Fachleiterin, die diesen Schüleraustausch schon „als die größte Unternehmung meiner ganzen Dienstzeit“ ansieht. Natürlich gab es Dankesreden vom Schulleiter Herrn Ott, vom M.W.A.N.Z.A. e.V. –Vorsitzenden Michael Stolz, der sich in Kisuaheli an die Besuchsgruppe wandte, und von Homaira Mansury, Dozentin an der Akademie Frankenwarte, der Dritten der Kooperationspartner für dieses Projekt. Und musikalisch war einiges geboten: ein Projektchor der FA II, alle in fränkischer oder bayrischer Tracht, eine liebevoll ausgearbeitete deutsch-englische Präsentation der Würzburger Schülerinnen, herzliche Dankesworte von Joyce Kinabo, die den fachlichen und menschlichen Gewinn der Reise nicht genug loben konnte. Als dann die jungen Frauen aus Mwanza zu singen und zu tanzen anfingen, griff die lebendige Stimmung auf die fast 100 Besucher des Abends über. Lange zog sich die Verabschiedung hin, Abschiedsphotos und Umarmungen immer wieder.

Die Lunch-Pakete, die von der Fachakademie für Hauswirtschaft mitgegeben worden waren, lenkten ein bisschen von den Emotionen ab. Am Mittag noch waren sie im Kasino des Rathauses zu einem Abschiedsessen von Eva-Maria Barklind-Schwander, der Städtepartnerschafts-Beauftragten, empfangen und in aller Form verabschiedet worden. Bereits zu Beginn hatte es einen höchst lebendigen Empfang bei Bürgermeisterin Marion Schäfer (Bildmitte)  gegeben.

Und wie waren die Eindrücke nach diesen zwei Wochen mit gefülltem Programm? Vom Ballett „Dracula“ im Theater, der Missionsärztlichen Klinik (medizinische und hauswirtschaftliche Aspekte), dem Blindeninstitut (Schule und Großküche), Residenz samt Hofkeller, dem Hofgarten in Veitshöchheim, dem jüdischen Museum Shalom Europa. Den Tansania-Länderabend in der Akademie Frankenwarte hatten sie kulinarisch und musikalisch-tänzerisch mitgestaltet. Sogar zu einer Spessart-Gartenparty nach Schollbrunn hatte Katharina Eich, eine Mwanzabesucherin des Vorjahres, eingeladen.

Anna, eine 21-jährige sehr aufgeschlossene VETA-Schülerin, fasste ihre Erfahrungen so zusammen. „Wir haben sehr schnell Freundschaft geschlossen mit der Nachfolgeklasse, deren Unterricht wir mitgemacht haben. Aber mit unseren Partnerinnen des Vorjahres waren wir schon noch sehr vertraut. Die Klara-Oppenheimer-Schule gefiel mir sehr; so viele Maschinen werden in der Hauswirtschaft eingesetzt, zum Kochen, Backen, zur Reinigung, zum Waschen. Da ist doch vieles leichter als bei uns. Auch auf der Straße in Würzburg wurden wir überall freundlich begrüßt. Ach, ihr seid die aus der Zeitung, hörten wir öfter.“

Das konnte auch Joyce Kinabo, 39 Jahre, zur Zeit für ein Aufbaustudium in Kampala, Uganda, beurlaubte begleitende Lehrerin, bestätigen: „Die Vorteile des Lebens und der Arbeitsbedingungen hier sind schon sehr offensichtlich. Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Fachlich haben wir von den Großküchen, Gaststättenbetrieben, dem Schulalltag sehr viel profitiert. Hygiene wird bei uns natürlich auch unterrichtet – aber wie penibel das hier umgesetzt wird, hat uns überrascht. Die Praxis scheint mir hier näher an der Theorie zu sein. Wir werden sicher in unserem Unterricht und in der Berufsausübung daraus lernen können. Der Arbeitsumfang eines Schultages mit 8 Stunden ist uns auch vertraut. Na, und dann das Zeitmanagement!“ Sie schmunzelte. „Am Schluss haben wir dann aber auch mal auf unsere deutschen Gastgeber warten müssen.“

Schnell verflog die Zeit bis zum Frankfurter Flughafen. Beschriftung des Gepäcks, Warten beim Einchecken verzögerten noch den unumgänglichen Abschied von den drei Betreuern aus Würzburg. Dann aber wird es ein anrührender, sehr persönlicher Abschied: nach zwei Wochen in Mwanza im Vorjahr und zwei Wochen jetzt, die nur möglich waren, weil die drei Initiatoren in schönster Eintracht und mit ihren je eigenen Kompetenzen ganz viel bewegt hatten – und dank vieler großherziger Sponsoren: Beim „Asante“ konnten die Schülerinnen kaum ihre Tränen zurückhalten – und auch die Organisatoren taten sich schwer dabei.

Nachtflug nach Dubai, ein paar Stunden Aufenthalt, weiter nach Daressalam bis zum Nachmittag. Eine Nacht dort, ein Tag Zwischenpause und dann eine ganz lange 1000 km-Tagesfahrt nach Mwanza. Müde, aber erfüllt kamen sie drei Tage später an.

„Mama Dorisi“, wie Doris Mehling liebevoll tituliert wurde, war auf der Rückfahrt nach Würzburg noch immer bewegt: „Sie haben schon einige mütterliche Streicheleinheiten gebraucht in dieser so fremden Umgebung, aber die Eindrücke sind unvergesslich. Bewundert habe ich das große Interesse am Fachlichen; alles wurde bereitwillig aufgenommen und auch praktisch umgesetzt.“ Verschmitzt lächelnd wies sie auf die große Offenheit der Gäste hin: „Das lässt sich schon an der Eiscreme zeigen: Von den sicheren Sorten Vanille und Schoko haben sie sich schnell an alle anderen Geschmacksrichtungen herangetraut; und zuletzt haben sie sich mit Mango schon an ihre Heimat herangeschmeckt.“

Alles in allem? „Wirklich eine Begegnung der besonderen Art: auf Berufsschulebene, gegenseitig und auf Augenhöhe – und das zwischen Afrika und Europa. Das gibt es nicht so oft“, findet Michael Stolz vom M.W.A.N.Z.A. e.V.